Nach seiner zwangsläufigen Pensionierung war es Karl Reinthaler ein großes Anliegen, bei geeigneten Anlässen als Zeitzeuge aufzutreten. Seinen ersten Auftritt absolvierte er im Jahr 1983 an der HBLA von Saalfelden.
Nachdem er sich lange Zeit im Bund der Sozialdemokratischen FreiheitskämpferInnen verdient gemacht hatte, übernahm er in den 1980er Jahren den Vorsitz des Landesverbandes Salzburg, den er bis Anfang der 1990er Jahre innehatte.
Karl Reinthaler (2. v. l.) bei einer Konferenz der Sozialdemokratischen FreiheitskämpferInnen.
Einer breiten Öffentlichkeit präsentierte sich Reinthaler anlässlich des 50. Jahrestages der Zweiten Republik im Jahr 1995. Dabei warnte er vor den alten Fehlern, die zum Zerfall der Ersten Republik führten:
„Nur weil Rot und Schwarz zutiefst zerstritten waren, sind die Nazis damals an die Macht gekommen.“
Als der Salzburger Landtag am 3. Mai 1995 bei einer Sondersitzung diesem Ereignis gedachte, war auch Karl Reinthaler als Abgeordneter der ersten Stunde anwesend. Das Thema der Sitzung lautete „Gedenkjahr 1995 – Auftrag und Herausforderung“.
Mit Saalfeldener SchülerInnen diskutierte Reinthaler im selben Jahr ebenfalls über den Umgang mit der NS-Vergangenheit: Während solcher Diskussionen spürte er, „dass die Jugend sehr wach ist für diese Fragen. Das gibt mir Hoffnung“. Wenige Tage später nahm er als Referent bei der Veranstaltung „Vergessen, Erinnern, Lernen. 50 Jahre Zweite Republik“ im Festsaal von Saalfelden teil.
Weitere drei Jahre später engagierte sich Reinthaler als Zeitzeuge bei der Wehrmachtsausstellung in Salzburg und stand auch für Folgeprojekte in Saalfelden zur Verfügung.
Diskussionsveranstaltung am Saalfeldener Rathausplatz im Jahr 1998.
Darüber hinaus war Karl Reinthaler ein engagierter Interviewpartner für diverse Forschungsprojekte. So stand er beispielsweise für die Videodokumentation “Innerer Widerstand. Ein Gespräch mit Karl Reinthaler” ForscherInnen der Universität Salzburg zur Verfügung. [Ein herzliches Dankeschön an das Team von UniTV – dem Salzburger Unifernsehen – für die Möglichkeit, das Interview hier zeigen zu dürfen.]
Auch bei lokalen und überregionalen MedienvertreterInnen war Reinthaler eine wichtige Adresse für die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit.
Ein tragischer Unfall beendete am 1. August 2000 sein Leben abrupt. Drei Tage später, am 4. August 2000, wurde der Saalfeldener Ehrenbürger unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beerdigt. Zweieinhalb Jahre später, setzte man ihm ein erstes Andenken: Die SPÖ Saalfelden kaufte jenes Gewerkschaftsheim, an dessen Gründung Reinthaler maßgeblich beteiligt war und benannte es nach ihm, „dem Pionier der Arbeiterbewegung in Saalfelden“.