Neben dem Wissen um Geschichte im Allgemeinen ging es vor allem auch darum, Bezüge zur regionalen Geschichte herzustellen. Denn ein persönlicher Zugang bietet die Möglichkeit, jene Sprachlosigkeit, mit der man konfrontiert wird – zumindest in Teilen – zu überwinden. Es ist eine Chance, sich dem Thema zu nähern, jenseits dessen, was man bisher gewusst hat. Zugleich wird damit auch das abstrakte Gebilde „Geschichte“ konkreter, da es um mehr geht als „nur“ um Fakten und Zahlen. Geschichte wird so erfahrbar, da sie entlang der Geschichte eines einzelnen Lebens abgebildet wird.
Aus der Schule und aus Büchern kennt man jene Fakten und Zahlen, aber die Auswirkungen, die bis in unsere unmittelbare Gegenwart reichen, werden zumeist ausgeklammert oder verschwiegen. Der persönliche, der biografische Zugang bietet daher eine andere Qualität der Beschäftigung mit dem Thema Nationalsozialismus. Es ist ein zusehends fordernder Zugang. Er fragt stärker nach der eigenen, der persönlichen Verantwortung hier und heute. Denn durch die Begegnung mit Verfolgten und Überlebenden steht die Frage nach der Schuld unausweichlich im Raum.
Was bleiben soll, ist die dauerhafte Erinnerung an diesen besonderen Menschen, der es wie kaum ein Zweiter verstand, andere mit seinen Worten und Erzählungen zu bewegen und zu animieren, über Zusammenhänge nachzudenken. Sein ganzes Leben stand im Zeichen des Dagegenhaltens. Karl Reinthaler trotzte dem Austrofaschismus, dem nationalsozialistischen Terrorregime und in späten Jahren all jenen, die Diskussionen im Ansatz ersticken wollten. Sein Leben soll Mut machen, keine Angst davor zu haben, die richtigen Fragen zu stellen.